Wir begrüßen den Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“. Für die gelingende Umsetzung des Nationalen Aktionsplans (NAP) möchten wir insbesondere die Bedeutung der kommunalen Ebene stärken. Kommunale Akteur:innen gestalten entscheidend die konkreten Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien und kennen deren Bedarfe vor Ort.
Für den Erfolg des Nationalen Aktionsplans ist es darum zentral, dass die verzahnte Bearbeitung der beschriebenen Handlungsfelder auf kommunaler Ebene prioritär vorangetrieben wird. Dazu muss der NAP noch mehr an den kommunalen Umsetzungsrealitäten ansetzen und einen spürbaren Mehrwert auf kommunaler Ebene schaffen. Um dies zu erreichen sind aus unserer Sicht folgende Punkte zu stärken:
Der NAP als Unterstützung für integrierte Planung und Steuerung auf kommunaler Ebene
- Die Armutsprävention in Deutschland steht weniger vor der Herausforderung noch mehr gleichartige Hilfen in versäulter Zuständigkeit zu generieren, sondern vorhandene Leistungen zu integrieren und ressortübergreifend und multiprofessionell zu bearbeiten.
- Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und knapper Haushalte ist dies nicht nur inhaltlich, sondern auch mit Blick auf Ressourcen notwendig.
- Die Handlungsfelder des NAP können also nicht isoliert voneinander gestaltet werden, sondern müssen konzeptionell vor Ort ineinandergreifen. Dies setzt in den Kommunen politischen Willen, aber auch Dialog- und Kooperationskompetenz voraus – und damit eine Weiterentwicklung bestehender Planungs- und Steuerungsansätze und Formen der Zusammenarbeit.
- Mit dem Transfer der Handlungsfelder des NAP in integrierte Planungs- und Steuerungsstrategien und ‑prozesse können die Kommunen nicht allein gelassen werden. Hier braucht es modellhafte Begleitungs- und Beratungsangebote für die kommunale Umsetzung.
Der NAP als Anlass zur Stärkung bestehender Ansätze und Netzwerke
- In Bundesländern und Kommunen finden sich bereits zahlreiche Ansätze und Netzwerke der Armutsprävention und Chancenförderung, z.B. Präventionsketten, lokale Netzwerke Frühe Hilfen, Lokale Bündnisse für Familien, Lokale Bildungslandschaften, etc.
- An diesen muss angesetzt werden, um vor Ort nachhaltige und passgenaue Lösungen sicherzustellen. Es geht also weniger um den Aufbau neuer Strukturen, als um die sinnvolle Verknüpfung und Verbindung von Bestehendem im Sinne des NAP – auch dafür kann eine integrierte kommunale Planung eine wichtige Rolle spielen.
- Der NAP sollte als Anlass genutzt werden, um für diese Ansätze eine Plattform zu sein, interkommunalen Austausch zu stärken und guter Praxis bundesweit Sichtbarkeit zu geben – über digitale Formate hinaus.
Der NAP als Ort neuer Kooperation zwischen den föderalen Ebenen
- Neue Chancen für Kinder setzen auch neue Formen der Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen voraus. Das verzahnte Agieren der Ebenen ist Voraussetzung dafür, dass eine integrierte Zusammenarbeit und die Entwicklung von passgenauen Angeboten vor Ort gelingen kann.
- Gerade da, wo Kommunen an rechtliche und finanzielle Grenzen stoßen, muss im gemeinsamen Austausch daran gearbeitet werden, wie ein rechtlicher Rahmen entstehen kann, der Hürden der Zusammenarbeit vor Ort abbaut, integrierte Ansätze fördert und allen Kindern und Jugendlichen Zugang zu hochwertiger Erziehung, Betreuung, Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohnraum garantiert.
- Der NAP muss die Chance nutzen, dazu beizutragen, aktuelle Lücken zwischen den föderalen Ebenen zu schließen, durch die in Ansätzen auf kommunaler und Länderebene begrenzte Wirkungsbereiche entstehen. Dazu sollten neue Kooperationsformate erprobt werden.
Mit dem Nationalen Aktionsplan “Neue Chancen für Kinder in Deutschland” setzt die Bundesregierung die Empfehlung des Europäischen Rates zur Einführung einer Europäischen Kindergarantie um. Diese wurde bereits 2021 von allen EU-Mitgliedsstaaten verabschiedet. Ziel des NAP ist es, von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Kindern und Jugendlichen Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Betreuung, Erziehung und Bildung, sowie gesunder Ernährung, Wohnraum und entsprechender Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) unterstützt das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und weitere Gremien fachlich und organisatorisch bei der Ausgestaltung und Umsetzung des NAP.