Die Umsetzung von Präventionsketten erfordert ressort- und professionsübergreifende Arbeit. Diese Art der Zusammenarbeit ist aus vielen Gründen herausfordernd. In der Kommune gestaltet! – Veranstaltung vom 9. Mai 2023 wurde genau darüber diskutiert und nach Lösungsansätzen gesucht.
Zu Gast waren Dagmar Lettner und Henriette Jankow vom Projekt MitWirkung, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. Das Projekt setzt sich dafür ein, dass Kinder und Familien in Armutslagen im Mittelpunkt bezirklichen Handelns stehen. Es begleitet alle 12 Berliner Bezirke bei der Umsetzung der Berliner Strategie gegen Kinderarmut. Seit 2010 arbeitet der Verein daran, den Ansatz der Präventionsketten in die Praxis zu transportieren. In der Kommune gestaltet! – Veranstaltung stellten Dagmar Lettner und Henriette Jankow unter anderem folgende fünf Prinzipien in den Fokus, die dabei helfen:
1. Nutzen, was bereits vorhanden ist!
Um Präventionsketten auf- und auszubauen, sollten Kommunen ressourcenorientiert vorgehen. Kommunen können und müssen an bereits bestehende Strukturen anknüpfen. Das Motto lautet: Nutzen, was bereits vorhanden ist!
2. Andere Perspektiven wagen!
Außerdem ermutigten die beiden zu konsequentem Perspektivwechsel, zum Beispiel durch die einfache Frage: „Warum werden bestehende Angebote nicht genutzt?“ Oft erfüllen diese Angebote nicht die tatsächlichen Bedürfnisse. Nicht selten sind die Angebote auch noch gar nicht bekannt.
3. Die Lösung liegt im System!
Wichtige Voraussetzung, um die vorherigen Fragen zu beantworten, sind eine ehrliche und offene Diskussionen sowie ein lösungsorientiertes Vorgehen. Die Lösung liegt im System! Nur wer die Probleme tatsächlich erkennt, kann effektive Lösungsschritte gehen.
4. Anders arbeiten – aber richtig!
Kommunen sollten Lernräume schaffen, in denen sie das „anders arbeiten“ erproben. Das setzt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Netzwerk voraus. Bestehende Dialoge sollten weiterentwickelt werden. Es ist wichtig, vorab die eigene Rolle und Funktion zu klären und zu hinterfragen: „Gibt es etwas, das unausgesprochen im Raum steht? Wenn ja, was ist das?“ oder auch „Warum verändern sich manche Dinge nicht?“ Dagmar Lettner betonte im Austausch mit den Teilnehmenden: „Wir kommen nicht weiter, wenn wir nicht gemeinsam unter den Eisberg schauen“
5. Was mit dem Ansatz der „kleinen Brötchen“ auf sich hat
Kleine Veränderungen können größere nach sich ziehen. Es hilft deshalb, sich zunächst auf kleinere Teilaspekte zu konzentrieren. Oft reicht der Blick auf ein einziges Angebot aus, um auch anderweitig auftauchende Probleme zu erkennen.
Setzen sie sich dafür mit allen relevanten Akteuren zusammen und gleichen sie ihre jeweiligen Vorstellungen zu den Angeboten ab. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn die Angebote von der Zielgruppe kaum genutzt werden. Dabei hilft es, konkrete Informationsaufträge zu formulieren, die von den Fachkräften anschließend in ihre Strukturen weitergetragen werden. Auch die Nutzer:innen der Angebote sollten befragt werden: Im Mittelpunkt einer wirkungsorientierten Vorgehensweise steht immer auch die Rückmeldung der Menschen in der Zielgruppe.
Die Folien aus dem Termin können Sie hier einsehen.
Kommune gestaltet!-Veranstaltungsreihe
Um unser Netzwerk zu erweitern und einen neuen Raum für Austausch zu schaffen, wurde im April 2022 unsere Veranstaltungsreihe Kommune gestaltet! ins Leben gerufen. In diesem Rahmen erhalten Gestalter:innen aus der kommunalen Praxis neue Impulse, Inspiration und Praxis-Tipps. Durch das kompakte 55-minütige „Mittagspausen-Format“ bieten wir Denkanstöße und gehen miteinander in den Austausch. Die zentrale Frage lautet dabei stets: Wie können Veränderungen zu einer integrierten und kooperativen Planung in Kommunen schrittweise vorangetrieben und gestaltet werden?