Im Kontext von Netzwerkarbeit etabliert sich ein immer stärkerer Anspruch, wirkungsorientiert zu arbeiten. Ziel ist es, vorhandene Ressourcen bestmöglich im Sinne einer gesellschaftlichen Veränderung einzusetzen. Unsere Erfahrung bei Kommune 360° zeigt: Es gibt keine Einheitslösung, die für alle und in jedem Kontext wirkungsorientiertes Arbeiten garantiert. Wirkungsorientiertes Arbeiten bedarf vielmehr immer einer Anpassung an vorhandene Kontexte. Wesentlich ist dabei auch eine Unterscheidung von wirkungsorientiertem Arbeiten auf System- oder Maßnahmenebene. Dieser Blogbeitrag thematisiert eine der vier wesentlichen Herausforderungen für wirkungsorientiertes Arbeiten im System der Netzwerke der Frühen Hilfen und zeigt einen praktischen Lösungsansatz auf.
Infos zu den weiteren drei Herausforderungen finden Sie im Impulspapier.
Diese Inhalte stammen aus dem kürzlich erschienenen Impulspapier zur Netzwerkarbeit „Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen“, einem Kooperationsprojekt zwischen der Bundesstiftung Frühe Hilfen und der Initiative Kommune 360°. Unsere K360-Kollegin Manuela Dorsch fasste darin häufige Fragen, Herausforderungen und praktische Anregungen zur Stärkung von Wirkungsorientierung in Netzwerken der Frühen Hilfen zusammen.
Das Impulspapier ist nicht nur für Netzwerkkoordinator:innen der Frühen Hilfen interessant. Es bietet konkrete Hilfestellungen für alle, die steuernd und strategisch in komplexen Kontexten wirkungsorientiert arbeiten.
Die Herausforderung: Im Netzwerk gibt es verschiedene fachliche Perspektiven und Wissensstände zu Wirkungsorientierung. Wie können Sie damit umgehen?
Netzwerkakteure bringen aufgrund ihres diversen Vorwissens, Erfahrungen, Blickwinkeln und Interessenslagen unweigerlich unterschiedliche Verständnisse vom Begriff der Wirkungsorientierung und den dahinterliegenden Methoden und Konzepten mit. Daraus resultieren verschiedene Vorstellungen und Erwartungshaltungen an wirkungsorientiertes Arbeiten. Wie geht man damit am besten um?
„Wichtig ist, zu verdeutlichen, dass Wirkungsorientierung immer Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck ist“
Manuela Dorsch, Initiative kommune 360°
Es ist für divers zusammengesetzte Netzwerke wichtig, ein geteiltes Verständnis davon zu haben, was wirkungsorientiertes Arbeiten und Steuern umfasst. Eine gemeinsame Reflexion zum Was und Wozu ist die Grundlage dafür, die Vorteile von wirkungsorientiertem Arbeiten und Steuern für alle Netzwerkmitglieder spürbar zu machen und Vorbehalte zu nehmen.
Bezogen auf das kommunale Steuerungssystem im Kontext der Frühen Hilfen lassen sich verschiedene Funktionen von Wirkungsorientierung definieren (vgl. von der Ahe 2022):
- Sinnstiftung: Was wollen wir gemeinsam bewirken? Wirkungsorientierung ermöglicht eine sinnfokussierte Einordnung von Handlungen auf allen Ebenen des Netzwerks, einschließlich Unterarbeitsgruppen und individueller Mitglieder.
- Koordination: Auf welche Weise können wir gemeinsam unsere Ziele erreichen? Wirkungsorientierung hilft, das Netzwerk Frühe Hilfen und seine Teilgruppen effektiv zu koordinieren und abzustimmen.
- Kommunikation: Wie können wir interdisziplinär und gemeinsam mit Adressat:innen in einen fachlichen Austausch treten? Als Basis für Gespräche über Netzwerkaktivitäten erleichtert Wirkungsorientierung die Einbindung der Adressaten.
- Qualitätssicherung: Wir können wir gemeinsam lernen, welche Aktivitäten auf das Erreichen unserer Ziele bestmöglich einzahlen? Ein regelmäßiger Austausch über die Auswirkungen des eigenen Handelns fördert Reflexion und ermöglicht stetige Anpassungen.
Diese Liste gibt Orientierung darüber, welchen Zweck ein Netzwerk mit Hilfe wirkungsorientierten Arbeitens und Steuerns verfolgen kann. Um sich und das Netzwerk nicht zu überfordern, empfehlen wir Ihnen, Schwerpunkte zu legen. Es geht darum, dass Wirkungsorientierung einen Mehrwert für die tägliche Arbeit bietet und nicht um eine perfekte Abbildung von Konzepten und Analyseschablonen.
Unser Praxistipp:
Schritt 1: Finden Sie heraus, welche Kompetenzen und Erfahrung es in Ihrem Netzwerk hinsichtlich wirkungsorientierten Arbeitens bereits gibt. Welche Erwartungen und Verständnisse bringen die Akteure mit?
Schritt 2: Überlegen Sie gemeinsam, welchen Zweck Sie mit wirkungsorientiertem Arbeiten verfolgen wollen. Was trägt dazu bei, eine gemeinsame wirkungsorientierte Ausrichtung als Mehrwert zu empfinden? Wichtig: Setzten Sie Schwerpunkte!
Schritt 3: Nutzen Sie Reflexionsfragen (s. 18) um ins Gespräch zu kommen!
Schritt 4: Je nach Kooperationsintensität und ‑dauer können unterschiedliche Zwecke sinnvoll sein. Überprüfen Sie regelmäßig und gemeinsam, ob die vereinbarten Zwecke noch aktuell sind und wo Sie etwas anpassen möchten.